Jahresbericht 2024/2025

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Mitglieder der Handwerksfamilie,

vor einem Jahr wurde mir das Vertrauen unser Mitgliedsverbände ausgesprochen und ich darf das freiwillig organisierte Handwerk Hessens offiziell vertreten. Seit meinem Amtsantritt im Oktober 2024 durfte ich bereits viele von Ihnen persönlich treffen. Sei es auf Veranstaltungen, Sitzungen oder in Gesprächen vor Ort. Dafür danke ich Ihnen sehr. Diese Begegnungen zeigen mir, wie lebendig, vielseitig und engagiert das hessische Handwerk ist.

Und ich bin stolz, eine solch gesellschaftsformende Branche zu vertreten. Denn stellen wir uns einmal eine Welt ohne das Handwerk vor.Vermutlich wäre sie weniger vielfältig und weniger kreativ. Wahrscheinlich wäre unser Leben ungemütlicher. Kurzum: Eine solche Welt wäre nicht lebenswert.

Doch hier ist die gute Nachricht: Diese Welt existiert nicht. Und das verdanken wir den Handwerkerinnen und Handwerkern, die Tag für Tag unser Land ein Stück besser machen.

Doch das Handwerk ist mehr als nur eine Tradition. Es ist auch ein bedeutender Wirtschaftszweig. Nicht umsonst wird es als die Wirtschaftsmacht von nebenan bezeichnet. Doch selbst die größte Wirtschaftsmacht kann nur in Einklang mit einer vorausschauenden Politik des Möglich-Machens funktionieren.

Niemand im Handwerk träumt davon, sich selbstständig zu machen, um Papierstapel abzuarbeiten. Dass gewisse Dinge dokumentiert und kontrolliert werden – dagegen hat niemand etwas einzuwenden. Was jedoch aufhören muss, ist das Misstrauen gegenüber unseren Betrieben.

Denn die Zahlen sprechen für sich: In den nächsten fünf Jahren suchen etwa 125 000 Handwerksbetriebe nach einem Nachfolger. Und diese Zahl ist mehr als nur eine Statistische Größe. Sie verdeutlicht auch den großen Berg an Herausforderungen, die vor uns liegen. Denn sicher ist: es stehen derzeit nicht 125 000 Personen bereit, diese Posten zu übernehmen. Das liegt zum Teil am demografischen Wandel, der sich jetzt in voller Härte zeigt. Es liegt aber auch daran, dass eine Selbstständigkeit derzeit nicht als erstrebenswert angesehen wird.

Die Stimmung unter den Selbstständigen in Deutschland ist im Moment schlecht. Viele geben ihre Betriebe auf – nicht aus finanzieller Not heraus – sondern aufgrund der mangelnden Perspektive.

Davon auszugehen, dass die Unternehmen die ihnen vorgegebenen Bedingungen so mittragen, können wir schon lange nicht mehr. Das zeigen uns die Zahlen.

Seit zwölf Jahren sinkt die Quote der Selbstständigen stetig. Es ist kaum zu fassen, dass wir uns in einer Zeit, in der Wirtschaft und Gesellschaft vor enormen Herausforderungen stehen, politisch immer weiter von der eigentlichen Lösung entfernen: der Förderung von Selbstständigkeit. Denn Selbstständigkeit ist mehr als nur eine Form der Erwerbstätigkeit. Sie ist der Motor für Innovation, für individuelle Verantwortung und Festigung unserer Wirtschaft.

Was wir brauchen, ist ein mentaler Wandel, wir brauchen eine Wertschätzung für alle Formen der Arbeit, die unser Land voranbringen. Wir brauchen Handwerkerinnen und Handwerker, die mit ihrem Können und Wissen unsere Welt weiterhin formen. Denn am Ende sind es nicht nur die Maschinen und Softwares, die die Welt verändern. Es sind die Menschen, die mit ihren Händen die Welt gestalten. Und das wird auch so bleiben.

Gerade in einer Zeit, in der globale Entwicklungen zunehmend unsere Gesellschaft und Wirtschaft beeinflussen, erscheint es sinnvoll, sich auf unsere eigenen Stärken und Traditionen zu besinnen. Diese haben uns stets geprägt und unabhängig gemacht.

Nun wünsche ich Ihnen viel Spaß dabei, von unserer Arbeit im letzten Jahr zu lesen.

Alexander Repp, Präsident

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